Arno 12 Jahre

 

Arno Bourggraff

Arno 18 Jahre

Unsere Hausnamen

Eine Periode hat indessen kaum mehr als eine Spur hinterlassen, das ist, trotz ihrer langen Dauer, die spanische, von 1506 bis 1714, denn, von dem Namen Spanier abgesehen, kenne ich keinen unserer heutigen Fami­liennamen, der auf jene Periode zurückzuführen wäre. Der einzige spezi­fisch spanische Name, den wir haben, Hernandez, rührt erst aus der Zeit Napoleons des Grossen. Ganz anders wird es über einige Jahrhunderte mit den italienischen Namen aussehen; wohl sind die meisten Italiener, die seit Jahren zu Tausenden im Erzgebiete arbeiten, nur unstete Zugvögel, einzelne jedoch sind schon Luxemburger geworden und die Zahl dieser wird voraussichtlich immer grösser werden.Betrachten wir nun unsere Namen, wie sie im Jahre 1880 sich vom sprachlichen Standpunkte aus zueinander verhielten, so finden wir, dass ungefähr 81 pCt. derselben deutsch und von 90,5 pCt. der Bevölkerung getragen waren. Französische Namen hatten wir damals 1850, etwa 19 pCt. der Gesamtzahl, die aber nur -von 18.366 Personen, etwa, 9,4 pCt der Bevölkerung geführt waren. 26 Namen waren flämisch oder holländisch, 18 italienisch oder spanisch, 24 slawisch. Allerdings sind wahrscheinlich manche fremden Namen derart verstümmelt worden, dass sie ihr eigen­tümliches Gepräge ganz verloren haben.Eine gewisse Anzahl unserer Familiennamen sind lateinisch, sei es, dass man die luxemburgischen Namen einfach ins Lateinische übersetzte, sei es, dass man dem deutschen Namen ein lateinisches Mäntelchen umhängte, ihm eine lateinische Endung gab.So lange man in den Urkunden sich nur der lateinischen Sprache bediente, war es ganz natürlich, dass man die Namen der Gewerbe und Handwerke, die Tauf- und Ortsnamen, wo es nur möglich war, in dieser Sprache gebrauchte. Seitdem die Landessprachen gebraucht wurden, ver­schwanden diese lateinischen Bezeichnungen und wurden höchstens noch in lateinischen Urkunden angewendet. So enthalten die Rechnungen der Stadt Luxemburg aus den Jahren 1388 und 1463 nicht eine lateinische Benennung Aber es wurde anders im Verlauf des 15. und 16. Jahrhun­derts. Besonders nach der Wiederbelebung der klassischen Studien wurde es bei den Gelehrten, den studierten Fürstendienern und den Klerikern Sitte, ihre Namen in das Antike zu übersetzen. Die Grundursache war die Nachahmung oder vielmehr Nachäffung des Fremden. Es sollte das alte Römertum wieder erweckt und alles mög­lichst auf römischen Fuss gebracht werden. In den Schulen wurde nur Latein geduldet; den Lehrern wie den Schülern war das Deutschsprechen untersagt, Spielen war unter der Bedingung erlaubt, dass auch dabei nur Latein gesprochen würde. Wurden die Studenten auf den Universitäten immatrikuliert, so geschah es, wenn nur möglich, mit einem lateinischen oder wenigstens latinisierten Namen; viele behielten auch nach Voll­endung ihrer Studien diesen Namen bei und bildeten so neue Familien­namen; manche sind freilich nie oder doch nur ausnahmsweise zu solchen geworden.Einige der bekanntesten Beispiele von übersetzung der Namen bie­ten Johann Lorfevre und Johann Keck; jener, Präsident des Provinzial­rates von 1452-1476, nannte sich auch Aurifaber oder Aurifabri; dieser, ebenfalls Präsident von 1566-69, hiess, nicht nur mit latein. Namen Auda­culus, Audax, sondern sogar Hardy. Bei unsrem Klerus sind ähnliche Fälle häufig Georg Meyer, Pfarrer zu Asselborn (gestorben 1625), nennt sich gewöhnlich Villici Andreas Mercatoris, Pfarrer zu Bartringen von 1620 bis 1636, heisst eigentlich Kremer; er ist von Diekirch, sein Bruder, der nach Arlon übersiedelte, lässt sogar den Namen Kremer fallen und nennt sich Diekirch. Wir finden ebenso nicht selten Namen wie Molitor oder Molitoris, sogar Molinaeus und Molinari, Faber und Fabri, Majerus, Wannerus, Victor, Pescatoris, Bruerius (Brauer), aber auch Namen wie Petri, Bisenius, Conzemius, Brosius, Materni, Mathaei, Wittzius, Masius, Gassius, Jacobi, Huberti, Leonardy, Willibrordi, Simonis, Pickius, Erasmi, Lamberti, Wilhelmi, Dominici, Corneli, Reineri, Roberti, usw. Ganz eigentümlich ist es nun, dass grade diese von unseren Kleri­kern angenommenenen lateinischen Namen vielfach noch heute fort­leben; es scheint mir wahrscheinlich, dass die nächsten Verwandten den gelehrter und vornehmer klingenden Namen ihres Herrn Öhm übernah­men, um sich so vor den andern einfachen und gewöhnlichen Meyer und Schmit, Kremer, Kaufmann oder Kaifer auszuzeichnen.

All unsere Familiennamen nach ihrer Bedeutung und ihrem Ur­sprung zu erklären, erscheint mir unmöglich, weil beide Ursprung und Bedeutung vielfach dunkel sind und vielleicht immer dunkel bleiben wer­den. Doch gibt es auch manche, die ich zwar erklären könnte, die ich aber nicht erklären will. Die interessantesten von ihnen sind zwei, die ein sehr verrufenes Gewerbe, das des Schinders, bezeichnen; dazu kommen andere, die dreist und frech geschlechtliche Verhältnisse bezeichnen, mit all dem groben, unverhüllten Sinn für das Nackte u. Ungeschminkte, das dem Volke eigen ist, wenngleich nur zu häufig dabei die Liebe zum Gemeinen und Schmutzigen in den Vordergrund tritt.

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