Unsere Hausnamen
Andere auf das Bauernwesen: die Ackermann, Bauer, Bouvier, Hoff- man und Hornes, Holzmacher, Mayer und Maire, Moutrier, von dem mittelfranzösischen Moitrier, dem Pächter, der sein Hofgut zum Halben in Pacht nimmt. Auf die Waldwirtschaft und die Jagd verweisen die Fauconnier, Federspiel, Förster und Jäger. Mit der Kirche hängen zusammen die Koster, die Marlier und die Sinner.Unter den Handwerken endlich sind wohl alle älteren vertreten, auch manche, die wir heute nicht mehr mit dem angegebenen Namen bezeichnen: da sind zunächst die Aulner, die Eilenbecker und die Krüger; die Schroeder und Binder oder Bintrier; die Aulner sind die Verfertiger der Aule, des irdenen Geschirres; dasselbe sind die Eilenbecker, deren Name ja noch heute als Bezeichnung derer von Nospelt fortbesteht; das Wort Schroeder bedeutet bald den Schneider, bald, und das ist bei uns die Regel, den Fassbinder, der die Fässer in den Keller hinein schrotet; der Bindner ist der eigentliche Fassbinder; der Burmentier oder Parmentier der Bereiter von Pergament, der Gaasch oder Gaascht der Inhaber eines Gast- oder Wirtshauses. Besonders interessant, in sprachlicher Hinsicht, ist die Umwandlung des hochdeutschen Krüger oder Krieger, welches sich im Verlauf des 18. Jahrhunderts, unter dem Einfluss der Volkssprache, in das kürzere Krier verändert.Viele andere Namen rühren von besondern Eigentümlichkeiten des Charakters oder des Körpers her: blau, bös, braun, dunkel, fett, frisch, geschwind, grob, gross, grau, jung, schwarz, streng, reich, wunderlich etc. Nur werden diese Namen selten von einer grösseren Anzahl von Personen getragen.Ein eingehendes Studium unserer Familiennamen, nicht eine kurze Skizze, wie ich sie jetzt entwerfe, wird jedenfalls dadurch ganz besonders das Interesse erwecken müssen, weil so verschiedene sprachliche Elemente bei der Bildung mitgewirkt haben. Nicht nur sind die deutschen Namen, selbst die spezifisch luxemburgischen, zum Teil hochdeutsch, zum Teil plattdeutsch, von den französischen sind die einen echtfranzösisch, die andern wallonisch, deutsche und französische Namen sind bunt durcheinander gemischt, wie es bei unseren eigenartigen Verhältnissen nicht anders sein kann, und wie wir ähnliches überall dort treffen, wo sich verschiedenartige Sprachgebiete berühren.Allerdings ist das jetzige Grossherzogtum nahezu nur mehr deutsches Sprachgebiet; die Umgegend von Rodange und Lamadelaine, noch im Beginn des 19. Jahrhunderts fast rein romanisch, ist vollständig germanisiert, und nur in den Ardennen ist noch ein kleines Stückchen romanischen Gebietes vorhanden. Ganz anders war es vor dem Jahre 1830; damals wurde in einem grossen Teil des Landes, seit 1815 sogar in dem grössten Teil, französisch oder wallonisch gesprochen und wir können dieses Nebeneinander der beiden Sprachen beobachten, so weit unsere historischen Kenntnisse hinaufreichen.Unter dem Einfluss des Handels und der Industrie und namentlich der Verwaltung liessen sich von jeher viele Romanen in dem deutschredenden Gebiete nieder. Als Faktore auf unseren Hochöfen, ja selbst als Besitzer derselben finden wir im 17. und 18. Jahrhundert fast nur Romanen; die Glas- und Papierindustrie wurde in derselben Zeit durch Wallonen betrieben; die Kohlenbrenner unserer Eisenhütten, die bocquillons, waren nahezu ausschliesslich Wallonen. Unter den Kaufleuten aller unserer Städte finden wir immer viele Franzosen. In der Verwaltung beobachten wir ähnliches: die Räte des Provinzialrates, die Advokaten, die Gerichtsvollzieher sind zum bedeutenden Teil wallonisch oder französischen Ursprungs.Auch die politischen Ereignisse haben das ihre dazu beigetragen, die fremde Bevölkerung zu vermehren. Zweimal, von 1684 bis 1698, von 1795 bis 1814, war unser Land auf längere Zeit im Besitze Frankreichs; jedesmal liessen sich viele Franzosen bei uns nieder, namentlich in der ersten jener beiden Perioden, damals als Vauban mit dem Ausbau des von Spanien im Jahre 1612 beschlossenen, aber nie von diesem vollendeten Festungsbaues begann. Tausende von Arbeitern und Kaufleuten strömten herbei, aus Lothringen, aus der Normandie, der Champagne, aus Savoyen und der Schweiz, aus Schwaben und aus Tyrol. Viele verliessen das Land nach dem Ausbau der Festung, andere, im Jahre 1698, mit den abziehenden Franzosen; sehr viele, angelockt durch die grossen Vergünstigungen, die Ludwig XIV. gewährt hatte, blieben im Lande. Ich kann natürlich nur einen kleinen Teil dieser neuen Ansiedler namhaft machen; doch glaube ich, werden auch diese wenigen Mitteilungen manchem interessant und sogar neu sein. Die Familie Ziger stammt aus Herrenstetten in Schwaben; Zangerle und Zengerle aus der Pfarrei Capellen, Herrschaft Landeck in Tyrol; Salner aus Ischkell, Herrschaft Nantersberg in Tyrol; die Kintzele aus Sankt Antoni, Gericht Sonnenberg in Tyrol; die Doyen kommen von Melun, die Bechter von Krombach im Bistum Konstanz; ein Lang, 1744 Maurermeister zu Echternach, stammt aus der Herrschaft Landeck in Tyrol; aus Tyrol ebenfalls die Schlottert, Hendel, Huttert und Wegener; die Fichtel aus Schwaben, Bistum Augsburg; Referta oder Ruffetta und Pescatore aus dem Mailändischen, die Rosener aus Wien. Sind diese Familiennamen fast sämtlich am Ende des 17. Jahrhunderts eingewandert, so brachten die Zeiten des österreichischen und des deutschen Bundes vielfach neuen Zuzug. Manch österreichischer und preussischer Soldat liess sich nach seiner Dienstzeit häuslich im Luxemburgischen nieder und brachte so ein neues Element: daher, wie aus früheren Zeiten viele französische, so jetzt rein deutsche, nicht ursprünglich luxemburgische Namen; neben ihnen aber auch manche slavische, wie Matekowitsch, Kowalski, Bielecki etc.